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Themenblock: »Kritische Praxis«

Referent_innen: Grete Erckmann, Jana Krystilik

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2012, 16:30–18:00 Uhr

Soziale Arbeit ist als „Kind der Moderne“ erst mit der zunehmenden Industrialisierung und Umsiedlung in die Städte im 19. Jh. als eigenständige Profession entstanden und damit schon von Anfang an eine „Begleiterscheinung“ des Kapitalismus. Durch Soziale Arbeit soll auf die „vom Kapitalismus verursachte soziale Beschädigung der Individuen“ eingewirkt werden, um die Soziale Frage zu entschärfen. Damit einher geht das grundsätzlich doppelte Mandat Sozialer Arbeit. Sie hat zum einen die Funktion die Gesetze, die zentralen Werte etc. bei den Menschen durchzusetzen, sie für die Gesellschaft fit zu machen und sie ihr anzupassen. Zum anderen ist sie auch immer der Versuch, für die Menschen, die im Rahmen des gesellschaftlichen Systems Schaden genommen haben, Unterstützung zu leisten und für sie Partei zu ergreifen. Dazu gehört auch die Kompetenz zu unterstützen, für die eigenen Rechte einzustehen, für bessere Lebensbedingungen zu kämpfen.

Soziale Arbeit ist durch dieses doppelte Mandat an die Auftrag (und Geld) gebenden politischen Kräfte gebunden und kann daher gar nicht unpolitisch sein – und sich vor allem auch nicht außerhalb der politischen Dimensionen bewegen. Aber was bedeutet dies für die konkrete Arbeit der Sozialarbeiter_innen? Wie gehen sie mit diesem Grundwiderspruch um?

Zunehmende Ökonomisierung und die Leitidee des „aktivierenden Sozialstaates“ haben vor allem in den letzten Jahren die Soziale Arbeit massiv beeinflusst. Sie muß sich nun nicht nur ökonomisch legitimieren, sondern soll „Hilfeempfänger_innen“ zu bestimmten Verhaltensweisen anhalten, die in deren eigenem Interesse, aber vor allem im Interesse des Gemeinwohls liegen sollen. Mit der Forderung nach Eigenverantwortung und der Schuldzuweisung für Menschen in benachteiligten oder gescheiterten Lebenslagen produziert der aktivierende Staat in verschärftem Maße die Ausgrenzung und Marginalisierung dieser Gruppe von Menschen selbst. Die Betroffenen werden zu Schuldigen gemacht und dies legitimiert die Forderung nach Eigenverantwortung oder auch – bei Nicht-Erfüllung – weitere Sanktionen.

Was bedeutet dies für Sozialarbeiter_innen mit emanzipatorischer Haltung? Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es für kritische
Sozialarbeiter_innen? In diesem Workshop wollen wir nach einem inhaltlichen Input vor allem mit euch diskutieren über Perspektiven einer kritischen Sozialen Arbeit und über Handlungsmöglichkeiten in eurer/unserer konkreten Arbeit.

Ferienuni Kritische Psychologie 2012 using Theme Adventure by Eric Schwarz adapted by Stefan Meretz
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