Druckansicht

Themenblock: »Kritische Praxis«

Referent_innen: Leonie Knebel, Silvia Schriefers, Christine Daiminger, Elisabeth Summer (angefragt), Bernd Röhrle

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2012, 16:30–18:00 Uhr

Psychotherapie steht ohnehin unter dem Verdacht, eine Anpassung an bestehende Herrschaftsverhältnisse zu leisten. Verhaltenstherapie als „Sozialtechnik“ zur Herstellung erwünschten Verhaltens trifft dieser Vorwurf traditionell besonders. Andererseits betonten Akteure der Verhaltenstherapie die Veränderbarkeit von Mensch und Gesellschaft und setzten in gemeindepsychologischer Tradition auf „Empowerment“ in der konkreten Lebenswelt der Betroffenen. Wie gehen Verhaltenstherapeut/innen solch widersprüchlichen Anforderungen und dem letztendlich nicht zu erfüllendem Auftrag, individuelle Probleme zu lösen ohne dessen Bedingungen zu beseitigen, um? Wie können Psychologisierungen vermieden werden? Und kann kollektive Handlungsfähigkeit ein therapeutisches Ziel sein? Solche und andere Fragen möchten wir mit Verhaltenstherapeut/innen verschiedener Generationen diskutieren.

Druckansicht

Themenblock: »Kritische Praxis«

Referent_innen: Christina Kaindl, Leonie Knebel, Charlotte Jurk, Elisabeth Summer (angefragt)

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2012, 14:30–16:00 Uhr

Ist Depression eine (Volks)krankheit?

In der moderierten Diskussionsveranstaltung stellen die Referentinnen, die sich in unterschiedlicher Weise auf Ehrenbergs „Das schöpfte Selbst“ beziehen, zunächst ihre Thesen zum Verhältnis von Depression und Gesellschaft vor. Im Anschluss findet eine Diskussion zu den teils kontroversen, teils ähnlichen Thesen mit den Teilnehmenden statt. Jurk beschreibt den Zusammenhang von gesellschaftlich-sozialen Zumutungen auf der einen Seite und der Pathologisierung der daraus resultierenden Nöte. Historisch verfolgt sie, in welchem Maß der Zugriff auf das Seelische zugenommen hat und welche Gefahren das birgt. Psychische Erkrankungen sind ein Geschäftsfeld mit hohen Gewinnerwartungen geworden, Depression ist dabei ein so schwammiger Begriff, dass er sich gut dafür eignet, massenhafte Bedürftigkeit nach Behandlung herzustellen. Kaindl beschreibt subjektwissenschaftliche Zugänge zur Depression und die Erkenntnisgrenzen der Psychoanalyse im Neoliberalismus. Dabei führt sie aus, warum die Depression als „Krankheit unserer Zeit“ verstanden werden muss. Summer überprüft die Stichhaltigkeit von Ehrenbergs These, die depressive Stimmung sei als Zeitkrankheit vom gesellschaftlichen Wandel und Selbstverwirklichungsdiskus verursacht, anhand eigener therapeutischer Praxisfälle und stellt Überlegungen zum Hinterfragen neoliberaler Anforderungen in der Psychotherapie bei Depression an.

Moderation: Leonie Knebel

Ferienuni Kritische Psychologie 2012 using Theme Adventure by Eric Schwarz adapted by Stefan Meretz
Entries (RSS) and Comments (RSS).