Psychologi­sierung sozialer Ungleichheit

Themenblock: »Gesellschaftskritik«

Referent_in: Hans-Peter Michels

Tag: Freitag, 14.9.2012, Beginn: 14:30 Uhr, Dauer: 1.5 Std.

Die Debatte über neue Unterschichten in der BRD

Im Workshop sollen verschiedene Varianten der Debatte um die neuen Unterschichten bzw. die Kulturen der Armut diskutiert werden. Diese Ansätze weisen ein gemeinsames zentrales Argumentationsmuster auf: Sie pathologisieren soziale Ungleichheit und Armut zu individuellen Problemen oder zu Problemen von Gruppen. Arme seien deshalb arm, weil sie bildungsunwillig, phlegmatisch und immobil seien. Der Sozialstaat habe eine „Hängematte“ bereitet, in der sie es sich bequem machen könnten und eine Eigeninitiative zur Aufnahme von Erwerbsarbeit geradezu verhindert werde.

Die Initiatoren dieser Kampagne in Deutschland, der Historiker Paul Nolte und der Stern-Autor Walter Wüllenweber, griffen dabei Parolen auf, die in den USA schon seit ca. 30 Jahren zur Diffamierung von Gruppen verwendet werden, die ökonomisch wie politisch zu den Schwächsten in der Gesellschaft zählen. Im Workshop sollen neben Paul Noltes ‚Generation Reform‘, Wüllenwebers Beiträge im Stern, das Buch von Heinz Bude »Die Ausgeschlossenen. Das Ende vom Traum einer besseren Gesellschaft« diskutiert werden. Die Kritische Psychologie bildet eine gute Grundlage, um die allopsychologischen Konstruktionen dieser Pamphlete zu analysieren.


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