Themenblock: »Gesellschaftskritik«
Referent_in: Jan Aleith
Tag/Zeit: Samstag, 15.9.2012, 14:30–16:30 Uhr
Ein Handlungsforschungsprojekt im Spannungsfeld zwischen theoretischem Anspruch und praktischer Umsetzung
Das klassische Normalarbeitsverhältnis wird zunehmend abgelöst von anderen, meist prekären Beschäftigungsverhältnissen wie Befristungen, Honorar-, Teilzeit- und Werkverträgen und Leiharbeit. Dadurch sinken auch die Handlungsmöglichkeiten für die betriebliche Mitbestimmung. Arbeitnehmerrechte werden entweder ganz außer Kraft gesetzt oder für den Einzelnen nicht mehr durchsetzbar. Fragmentierte Arbeitszeiten, fehlende Arbeitszusammenhänge, unklare Betriebszugehörigkeiten und unklare Verantwortlichkeiten erschweren Solidarisierungsversuche massiv. Die Auswirkungen auf das gesamtgesellschaftliche Solidarsystem sind kaum abzuschätzen, denn sie betreffen Kranken-, Renten- und Unfallversicherungen, Transferleistungen und die Verlagerung der Qualifizierung in die staatliche Verantwortung. Bei einer derartig fortgeschrittenen Desintegration unserer (Arbeits-) Gesellschaft stellt sich die Frage, wo noch Ansätze zu einer dringend erforderlichen Re-Solidarisierung gefunden werden können.
Im, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten, Forschungsprojekt „Prekarität und Solidarität“ wird mit prekär Beschäftigten, Betriebsräten und Gewerkschaftern die Frage nach Handlungsbehinderungen und -möglichkeiten gestellt aber auch nach übergreifenden Zielen, unter denen sich die höchst unterschiedlichen Erfahrungen mit einer zunehmenden Prekarisierung subsummieren lassen.
Im Seminar soll, nach einer Kurzvorstellung des Projektes über Theorie und Praxis des Mitforscherprinzipes und die Herausforderung subjektwissenschaftlicher Forschung, komplexe Problemstellungen adäquat methodisch umzusetzen diskutiert werden.