Themenblock: »Einführendes«
Referent_innen: Martin Fries, Vanessa Lux
Tag/Zeit: Donnerstag, 13.9.2012, 10:30–12:00 Uhr
Psychologischer Forschung liegt immer — implizit oder explizit — eine Vorstellung davon zugrunde, wie die menschliche Natur beschaffen ist. Menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen, die als Produkte gesellschaftlicher Entwicklung zu verstehen wären, werden dabei oft als natürliche Eigenschaften verstanden. Damit gelten sie dann als unveränderlich.
Solchen Biologismen hat die Kritische Pychologie den Marxschen Begriff der „gesellschaftlichen Natur des Menschen“ entgegen gestellt. Er geht davon aus, dass Menschen von Natur aus sich in Gesellschaft hineinentwickeln und nur in dieser auf je historisch-spezifische Weise ihre angeborenen Entwicklungsmöglichkeiten realisieren. Dieses allgemeinmenschliche Lern- und Entwicklungspotenzial schließt zwar auf der Seite des Individuums auch biologische Voraussetzungen ein. Es ist seinem Charakter nach aber in seiner Potenzialität durch die gesellschaftlichen Möglichkeiten bestimmt.
In dem Workshop wollen wir in den Begriff der gesellschaftlichen Natur einführen und dabei auch die notwendige Gesellschaftlichkeit der menschlichen biologischen Entwicklung diskutieren. Es soll gezeigt werden, dass es unmöglich ist, eine „reine“ menschliche Natur von ihrer gesellschaftlichen Ausformung zu trennen. Gleichzeitig soll es auch um die Frage gehen, warum ein gesellschaftliches Bedürfnis danach besteht, doch immer wieder nach der Natur zu fragen.