Themenblock: »Forschungsarbeiten«
Referent_in: Niklas A. Chimirri
Tag/Zeit: Donnerstag, 13.9.2012, 10:30–12:00 Uhr
Forschende als Teilnehmende und Mitgestaltende
Zentral für Weiterentwicklungen der Kritischen Psychologie in Skandinavien und insbesondere Dänemark ist ein Verständnis des Subjektes als Teilnehmende_r an gesellschaftlicher Praxis (etwa Dreier 1999, 2006, 2008; Nissen 2012). Entsprechend untersuchen empirische Studien konkrete Widersprüche und Dilemmata, mit denen sich die Teilnehmenden im alltäglichen Handeln im Verhältnis zu den die jeweiligen Praxis bestimmenden, sich verändernden Bedingungen begegnen. Deren Perspektiven verweisen auf die Vielschichtigkeit der Vermittlungsebenen, eröffnen dabei zugleich alternative Verständnis- und Handlungsmöglichkeiten, um die Widersprüche aufbrechen und damit Praxis potenziell verändern zu können.
Einer der Schwerpunkte dieser Praxisforschung liegt auf der Erkundung kindlichen Alltags in und zwischen erzieherischen Arrangements in_formeller Institutionen (Schule, Hort, Kindergarten, Familie, etc.). Aktuelle Debatten beschäftigen sich mit der Frage, wie die Erste-Persons-Perspektiven von Kindern als Teilnehmende an Praxis konzeptualisiert werden können, und wie der Begriff der alltäglichen Lebensführung hilfreich ist, um die Prozesshaftigkeit und Dynamik kindlicher Verfügungserweiterung zu fassen.
Der Workshop führt kurz in den derzeitigen Stand dieser Debatten ein und verknüpft diese mit Material, welches ich über mehrere Monate in einem Kindergarten gesammelt habe. Neben der Frage, welche Rollen Intersubjektivität und Materialität (hier insbesondere Medientechnologien) in der (Re-)Produktion der gemeinsam geteilten Praxis spielen, soll der Fokus vor allem auf die Rolle der_s Forschenden gelegt werden: Was für Implikationen trägt ein Verständnis des_r Forschenden als Praxisteilnehmer_in mit sich? Wie kann seine_ihre Mitgestaltung der zu erforschenden Praxis gedacht werden?
Mein laufendes Dissertationsprojekt dient dem Workshop als Grundlage, um mit Interessierten auch über deren Praxiserfahrungen mit Kindern (ob das nun „Forschung“ oder eine andere Praxis ist) zu diskutieren. Wer Lust hat, möge mir bis zum 1.9. 1-2 Seiten zum eigenen Projekt bzw. der eigenen Fragestellung per Mail zu schicken: chimirri@ruc.dk. Diese Zusammenfassungen sollen u.a. dazu dienen, den Workshop vorzubereiten.
Als heranführende Lektüre kann ich auf eine von mir mitherausgegebene Sonderausgabe des Journals für Psychologie zum Thema „Intersubjektivität und Technik im alltäglichen Leben von Kindern“ verweisen.