Themenblock: »Gesellschaftskritik«
Referent_in: Nora Räthzel
Tag/Zeit: Mittwoch, 12.9.2012, 14:30–16:00 Uhr
Kritisch-Psychologische Anmerkungen
Die Strategien, die angewandt werden, Individuen zu umweltverträglichem Verhalten zu bewegen, sind bislang nur mäßig erfolgreich gewesen. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen:
- zu versuchen, effizientere Strategien zur Verhaltensänderung innerhalb des gegebenen theoretischen Rahmens zu finden,
- die theoretischen Grundlagen, auf denen die bisherigen Strategien zur Verhaltensänderung basieren, kritisch zu hinterfragen und einen alternativen theoretischen Rahmen für zukünftige Interventionen und Forschung vorzuschlagen.
Ich möchte den zweiten Weg gehen.
Zuerst werde ich einige der theoretischen Annahmen und Experimentanordnungen, auf denen die Strategien der Verhaltensänderung basieren, vorstellen. Eine der wichtigsten Vorannahmen läuft unter dem Titel: „tragedy of the commons“. Sie besagt, dass es einen grundsätzlichen Widerspruch zwischen den egozentrischen Interessen der Individuen und den Bedürfnissen des Gemeinwesens gibt: die Individuen wollen sich bereichern und verbrauchen die gemeinsamen Güter (Wasser z.B.) während das Gemeinwesen darauf angewiesen ist, dass die Güter für alle gleichermaßen bereitstehen. Ich werde einige experimentelle Versuchsanordnungen diskutieren, die zu dieser Schlussfolgerung führen und die These vertreten, dass die Versuche von vornherein so angelegt sind, dass sie die Theorie bestätigen müssen. Im Anschluss werde ich eine kritisch-psychologische Sichtweise auf das Verhältnis Individuum-Gemeinwesen vorstellen und mit den Teilnehmenden diskutieren, ob und wenn ja welche alternativen Strategien sich aus kritisch-psychologischer Sicht für umweltverträgliches Verhalten entwickeln lassen.