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Themenblock: »Kritische Praxis«

Referent_innen: Kurt Bader, Heinz Mölders

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2012, 14:30–16:00 Uhr

Die Arbeitsgruppe Lebensführung (ALF) hat sich nach dem Ende der sog. Theorie-Praxis-Konferenz 1996/97 gegründet. Die seitdem behandelten vielfältigen Themen waren in der Regel an dem Verhältnis von alltäglichen Szenen der Beteiligten und deren Ergründung aus subjektwissenschaftlicher Sicht orientiert. Im Workshop ALF soll am Beispiel des „Praxis Portraits “ (in Verbindung mit den Erkenntnissen aus einem Forschungsprojekt in Hamburg/Kurt Bader) und der Multiloog-Methode (Erfahrungen aus Amsterdam/Heinz Mölders) dargestellt werden.

Nach kurzen Einführungen wird die Arbeit von ALF vor allem im Gespräch mit den TeilnehmerInnen über eigene Erfahrungen aus dem Alltagsleben (soziale Selbstverständigung im Rahmen alltäglicher Lebensführung) erleb- und praktizierbar gemacht. Es geht darum, uns gemeinsam der subjektwissenschaftlichen Herangehensweise zu nähern und. der Frage nachzugehen, was es heißt Psychologie vom Subjektstandpunkt in die Praxis bringen zu wollen. Das impliziert wie mit dem Problem der „Besserwisserei“ – somit der Einnahme eines Außenstandpunkts – umgegangen werden kann. Fragen wie etwa: Reflektieren wir unsere Positionen? Mit wem? Folgen wir dabei abstrakten Maßstäben? Ist unser Außenstandpunkt zumindest als solcher erkennbar? Usw.

Im zweiten Teil besteht die Möglichkeit entsprechend den Bedürfnissen der TeilnehmerInnen verschiedene Themen zu diskutieren, z.B. welche subjektive Bedeutung die Teilnahme an der Ferienuniversität für die Anwesenden hat. Für InteressentInnen gibt es zwecks Vorbereitung unten Literaturangaben.

Kurzdarstellung der vorgestellten Projekte

Das Praxisportrait wurde in der Theorie-Praxis-Konferenz in Berlin etwa 1983 erstmals diskutiert. Für den Bereich Soziale Arbeit wurde es 1984 in der Praxis angewandt, für den Bereich der Psychologie 1989 im FKP veröffentlicht. Es beruht auf Leitfragen, die helfen sollen, die eigene Praxis zu analysieren und auf den Begriff zu bringen.

Multiloog ist ein seit 1997 bestehendes niedrigschwelliges Angebot in den Niederlanden. Obwohl breite Zielgruppen angesprochen werden, beziehen sich viele Gruppen auf Erfahrungen in der Psychiatrie aus sehr unterschiedlichen Perspektiven. Es geht inhaltlich darum sich über (problematische) Alltagserfahrungen zu verständigen. Multiloog steht für ‚vielen Stimmen soll Gehör verschafft werden‘. Viele ‚Stimmen‘ steht für Stimmen, die innerhalb einer Person sprechen, aber es sollen auch Menschen in sehr vielen Positionen und Lebenslagen die Gelegenheit bekommen sich äußern zu können. Am wichtigsten ist aber die Herstellung eines vertrauensvollen Raums, indem es jedem ermöglicht wird, über die ihm oder ihr wichtigen Fragen oder Themen aus dem Alltagsleben zu sprechen. Dabei geht es darum, (die) persönliche(n) Erfahrungen zu versprachlichen bzw. das versteckte/verborgene Wissen (tacit knowledge) der an Multiloog-Gruppen Teilnehmenden bewusst zu machen. Die Arbeitsweise des Multiloog-Projektes basiert auf die subjektwissenschaftliche Vorgehensweise der Kritischen Psychologie insbesondere auf den Ansatz der „Sozialen Selbstverständigung im Rahmen alltäglicher Lebensführung“ (Klaus Holzkamp, FKP 26,1996).

Zum Nachlesen bzw. Vorbereiten:

Kurt Bader: Das Praxis-Portrait – oder besser nicht?

Mölders, Heinz: Gestaltung von Verständigungsprozessen, in Soziale Psychiatrie 3/2010 => PDF

Mölders, Heinz: Verordnete Sprachlosigkeit. Multiloog über das Alltagsleben und die Psychiatrie mit Betroffenen, Angehörigen, Professionellen und anderen. Forum Kritische Psychologie, Nr 56, Argument Verlag 2012 (erscheint voraussichtlich im August 2012) => PDF

Bader, K. / Krüger, R. (Hrsg.), „Sozialarbeit: unbegriffene Theorie – begriffslose Praxis?“, Marburg 1984

Markard, M. u. Holzkamp, K., „Praxis-Portrait“, in: FKP 23, Hamburg 1989

Wilhelmer, B., „Fort- und Weiterbildung auf der Suche nach einer Verständigung zwischen wissenschaftlichen Konzepten und berufspraktischen Tätigkeiten“, in: Beerlage, I. u. Fehre, E.-M., Hrsg., „Praxisforschung zwischen Intuition und Institution“, Tübingen 1989

Ferienuni Kritische Psychologie 2012 using Theme Adventure by Eric Schwarz adapted by Stefan Meretz
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